Mit dem 0:1 durch Nadja Gäggeler missriet der Start ins Wochenende und somit in den Playoff-Halbfinal gegen den SC Langenthal gewaltig. Die dreiköpfige Verteidigung hielt eher schwach entgegen; Auslöser waren aber vor allem die zwei Strafen, die diese Situation überhaupt erst zur Folge hatten und mit denen die Brandis Ladies nicht nur den Gegnerinnen, sondern auch sich selbst ein Bein stellten. Das Tor in doppelter Unterzahl war also keine allzu grosse Überraschung. Obwohl der Kick-Boxing Coach der Brandis Ladies Valmir Perzhaku im Publikum sass, ist das Gewalt-Anwenden ja eigentlich nicht die Idee des Fraueneishockey. Daraus lernte man dennoch wenig. Bereits 16 Sekunden nach dem ersten Gegentor nahm sich das Heimteam die nächste Strafe. Die erneut doppelte Überzahl konnten die Langenthalerinnen aber trotz einiger Chancen nicht ausnutzen. Darauf nahmen auch sie sich zwei Strafen, wobei gesagt sein muss, dass diese (wie auch die drei Strafen gegen Brandis) allesamt ziemlich kleinlich gepfiffen wurden. Staff und Zuschauer bekamen auch deshalb ein eher Halbfinal-unwürdiges erstes Drittel zu sehen. Sehenswert war einzig der Ausgleich durch Lara Stucki. Siria Dore spielte den Puck Petra Melicherikova zu, welche ihr den Pass knapp am Offside vorbei in den Lauf spielte, worauf sie die Verteidigung überrannte und ins linke Lattenkreuz traf, bevor sie ihre Vorstellung mit einem eher uneleganten Sturz krönte. What a play, though!

Kurz nach dem Wechsel von der ersten auf die zweite Linie respektive einer Minute nach Wiederanpfiff im Mitteldrittel geriet der SC Langenthal schwer in Bedrängnis. So schwer sogar, dass Torhüterin Michèle Käppeli irgendwann bäuchlings in ihrem Tor weilte und Marlise Hofmann, welche im Puckbesitz war, vom linken Bullypunkt aus das leere Tor vor sich hatte. Was Langenthal (nebst der Spielerin selbst) wohl nicht auf dem Radar hatte, war deren Schussstärke und Treffsicherheit. So versenkte sie den Puck zur erstmaligen Führung im Halbfinal in ähnlicher Manier, in der sie das Scoring schon im Viertelfinal eröffnet hatte. Auch sie verlor das Eis unter den Füssen und führte den vielen Zuschauern einen “Plättler” vor. Gegen Mitte des Matches wurde Dunja Fasel nach einem strengen Arbeitstag durch Sandy Aebi, deren Playoff-Karriere an diesem Tag Premiere feierte, ersetzt. Den Torhüterinnenwechsel nahm die erste Linie der Brandis Ladies zum Anlass ein weiteres Tor, diesmal per Direktabnahme durch Petra Melicherikova auf Pass von Lara Stucki und Marina Zürcher, zu erzielen. Auch das Vorwärtsspiel des SC Langenthal wurde noch in diesem Drittel belohnt. Vanessa Bärtschi hatte nach einem Verteidigungschaos sowie den Puck als auch das leere Tor vor sich und verwertete die Chance aus nächster Nähe. Das Schlussdrittel brachte (glücklicherweise) keine Tore mehr. Der knappe 3:2-Vorsprung verleitete Brandis zur Nervosität. Insbesondere der letzte Einsatz war eine einzige Zitterpartie, wobei die Langenthalerinnen mächtig Druck machten und ihre Stärken ausspielten.

Ein gutes Spiel war sie nicht, die erste Halbfinal-Partie. Einzig im Powerplay konnten die Brandis Ladies brillieren und das Publikum in Staunen versetzen, erzielten aber während fast 11 Minuten kein Tor. Das wirklich wichtige war schlussendlich der Sieg für die Brandis Ladies, mit dem man am Sonntag nach Huttwil reisen konnte. Wer auf dem Matchblatt dieses ersten Spiels übrigens etwas zu kurz kam war Anouck Hofmann, die, gleich wie Lara Stucki an allen drei Toren beteiligt war.

Über Nacht analysierte Coach Mathias Leuenberger die Videoaufnahmen aufs Genaueste, ähnlich wie das Arno del Curto mit seinem HCD zu tun pflegte - nur mit mehr Erfolg. So wurde bereits vor dem Aufwärmen besprochen, was am Vortag schiefgelaufen war. Unter anderem wurde beim Verteidigen auf der blauen Linie zu viel zugelassen. Die Flügelstürmerinnen hatten also die Aufgabe, die gegnerischen Verteidigerinnen besser zu beschützen. Besprochen wurde also vor allem das Verhalten in der eigenen Zone. Auch der SC Langenthal schien über die Bücher gegangen zu sein: ihr Spiel im ersten Drittel war verglichen mit dem des Vortages deutlich stärker. Stephanie Lehner läutete mit ihrem unerlaubten Check aber eine Serie von Strafen ein, die bei einem Playoff-Halbfinal gegen das Powerplay-starke Brandis wirklich einfach ungeschickt gewählt war. Das erste Tor fiel denn auch während einer Überzahlsituation der Gäste, die sich Nadja Gäggeler mit einem Bandencheck gegen Natalie Gerber eingehandelt hatte. Als die gefoulte Spielerin wieder auf dem Eis war, passte sie zu Rebecca Schär, welche den Puck auf Torschützin Timea Messerli spielte. Nach vielen kräftezehrenden Unterzahlminuten war der platzierte Schuss für die vielbeschäftigte Torhüterin Nina Thomet unhaltbar. Natalie Gerber’s Verhalten stand sinnbildlich für das ganze Team: Trotz (oder gerade wegen?) des Fouls stand sie auf, kämpfte. Agierte Langenthal auf der anderen Seite mal mit 5 Feldspielerinnen auf dem Eis, kam auch Langenthal zu guten Chancen. Wiederum gelang es ihnen mehrmals, den Puck in der Brandis-Zone zu halten. Sie brachten die Scheibe aufs Tor, vor dem er dann manchmal auch verweilte. Der letzte Wille und vielleicht auch die Kraft, den ihn hinter die Linie zu schieben, fehlte aber oftmals. In der 19. Minute bewies Maria Hauhia mit dem Ausgleich, dass sich Langenthal aber noch nicht geschlagen geben wollte.

Nach der ersten Drittelspause kamen die Brandis Ladies gerissener aus der Kabine. Sie brachten viel Speed aufs Eis und zeigten Durchsetzungskraft. Insbesondere Marlise Hofmann kämpfte und kämpfte, bis die Scheibe drin und Brandis wieder in Führung war. Den allesentscheidenden Pass erhielt sie von Center Daniela Hirsiger. Auch generell gewann das Spiel an Geschwindigkeit. Jeannine Bürki im Tor der Brandis Ladies war nun oft-geprüft. Ein break-away des SC Langenthal endete mit einem satten Handgelenkschuss, den die Torhüterin mit einem Monstersave aus der Luft holte. Kurz bevor sie durch Sandy Aebi ersetzt wurde, gelang Milka Oksman der erneute Ausgleichstreffer mit einem eher schwachen Schuss, der aber dennoch rollend den Weg ins Tor fand. Der ausgeglichene Spielstand war ein «churzer Chut». Etwas weniger als eine Minute später stellten die Brandis Ladies den Vorsprung mit Petra Melicherikova auf Pass von Natalie Gerber und Marina Zürcher bereits wieder her.

Obwohl Milka Oksman den SC Langenthal mit ihrem Tor zum 3:3 noch einmal heranbringen konnte, war in der Folge nicht mehr viel zu holen. Ganz im Gegenteil: die stark spielende Petra Melicherikova blockte in der eigenen Zone den Schuss einer Verteidigerin und konnte alleine davonziehen. Der Torhüterin liess sie mit ihrem halbhohen Handgelenkschuss keine Chance. Der SC Langenthal verhielt sich trotz des knappen Rückstandes wiederum – man kann es kaum anders sagen - sehr ungeschickt. Zwei weitere Strafen unter anderem für verhinderbare Vergehen wie zum Beispiel ein hoher Stock kamen auf ihr Konto (womit sie fast ein ganzes Drittel in Unterzahl gespielt hatten), gefolgt von mehreren Gleichzahl-Icings. Anouck Hofmann machte in der letzten Minute der regulären Spielzeit alles klar: sie traf zum 5:3. Ganz abgesehen vom Torschussverhältnis, welches wiedermal in keinem Verhältnis zum Schlussresultat stand, ist es doch die ungeschminkte Wahrheit, dass Brandis besser gespielt und mehr für den Sieg gekämpft hatte. Ähnlich gross wie der Jubel war an diesem Wochenende der Wille und der Teamzusammenhalt der Brandis Ladies. Für diese heisst es nun FIIIIINAAAAAALE WHOOO!

 

Brandis Ladies - SC Langenthal 3:2
16.02.2019, Sporthalle Brünnli AG, Hasle, Zuschauer: 107
SR: B. Buntschu, Y. Stryffeler

Tore: 6. Gäggeler N. (Oksman M.) 0:1, 18. Stucki L. (Melicherikova P., Dore S.) 1:1, 22. Hofmann M. (Stucki L.) 2:1, 31. Melicherikova P. (Stucki L., Zürcher M.) 3:1, 32. Bärtschi V. (Minder N.) 3:2

Strafen: Brandis Ladies 5 x 2 Minuten, 7 x 2 Minuten

 

SC Langenthal – Brandis Ladies 3:5
17.02.2019, Campus Perspektiven, Huttwil
SR: E. Fen, P. Jaussi

Tore: 13. Messerli T. (Schär R.) 0:1, 19. Hauhia M. (Vogt A.) 1:1, 21. Hofmann M. (Hirsiger D.) 1:2, 28. Oksman M. 2:2, 29. Melicherikova P. (Gerber N., Zürcher M.) 2:3, 44. Oksman M. 3:3, 52. Melicherikova P. 3:4, 60. Hofmann A. 3:5

Strafen: Langenthal 6 x 2 Minuten 1 x 2+10 Minuten, Brandis Ladies 1 x 2 Minuten